Dienstag, 23. Februar 2010

"Leon" / "Lionheart" [USA 1990]


Möglicherweise einer der besseren Van Damme-Klopper, aber was heißt bei diesem Klopper schon besser? Immerhin bedient sich Regisseur und Drehbuchautor Shelton Lettich aus dem bunten Topf altbekannter, uninspirierter Versatzstücke aus der B-Ecke, bringt die hilflose, da finanziell angeschlagene Familie, den fürsorglichen Bruder, die intrigante Lady und den alles entscheidenden Endkampf in einem heruntergekommenen New York zusammen, würfelt das Ganze etwas durcheinander, hinzu kommen einige pathetische Dialoge und triefender Schmalz, schon ist sie fertig, die "Geschichte" von "Leon". Irgendwie. Neben nervigem Gedöns (das Kind), redundantem Zeug (der jazzige Soundtrack teilweise) und kitschigen Ausfallerscheinungen (wenn Van Damme einer Obdachlosen Geld gibt und wenn sich am Ende alle wieder glücklich in den Armen liegen), sind es in erster Linie die eigentlichen Underground-Prügeleien, die dafür sorgen, dass man dem Film wenigstens das Prädikat "leichte Körperverletzung" verleihen könnte.

Rau, dreckig und ohne Kompromisse darf unser Held Leon zuschlagen, in der Squash-Halle, im Swimmingpool, im Autokreis gegen einen Schotten, ja selbst in der Fremdenlegion auf trockenem Wüstensand. Das verspricht trotz latenter Ideenarmut seitens der Kämpfer und zumeist stereotyper Ausführung Abwechslung, ist bisweilen ordentlich choreografiert und besonders wuchtige Schläge werden durch rasant aufeinanderfolgende Schnittgewitter geschätzte 713mal wiederholt. Erfreuliches fürs Fanherz. Wenigstens etwas.

Zwischen dem auf-die-Fresse-Schlagen herrscht dagegen eklatanter Leerlauf und hoffnungslose Monotonie, bestürzende Langatmigkeit sowie das nervöse Warten auf den nächsten Kampf inmitten jedweder zuckersüßen Übertreibung. Während Jean-Claude Van Damme in diesem Film eben das macht, was er gut kann, nämlich dumm aus der Wäsche gucken und selbst in den emotionalen Momenten, die ihm das Drehbuch hin und wieder zuwirft, so kalt wie ein Kühlschrank bleibt (bitte nicht auf den Cover-Spruch der DVD hören), ist vor allem Harrison Page als Leons "Manager" positiv hervorzuheben. Er kann einen zwar bis in den Tod quasseln, aber sein Quasseln evoziert größtenteils den Humor, den jenes im Tenor bierernste Machwerk nötig hat.

 Deborah Rennard verkörpert indes die feurige Femme fatale. Leider bleibt ihre Feurigkeit auf der Strecke, ihre Figur an der Oberfläche, ihre Charakterzeichnung farblos, so wie ihr dauergrinsender Handlanger (Brian Thompson) das nur unterstützt. Nicht unbedingt zu vergleichen mit dem sympathischen Ermittlerpaar, bestehend aus Voyo Goric und Michel Qissi, die wenigstens Solides abliefern, ohne deplatziert zu wirken. Wahre Komik – und zwar unfreiwillige – verbirgt sich schließlich in Leons scheinbar unbezwingbarem Endgegner, Killermaschine Atilla (Abdel Qissi – auch der Finalkontrahent für Van Damme in "The Quest – Die Herausforderung"). Wie er da mit Elvis-Koteletten, Designer-Anzug, frisch geputzten Lackschuhen, Pferdeschwanz-Toupet und streichelnder Katze in der Arena, einer Art Studio im Hinterhof, steht, lässt die Frage aufkommen, ob man sich tatsächlich in einem knallharten Actionreißer befindet, oder doch eher in einer urkomischen Parodie.

4 | 10