Mittwoch, 9. Februar 2011

"Seraphim Falls" [USA 2006]



Durch eisige Berg-, sonnige Tal- und ausgetrocknete Wüstenterritorien abwechslungsreich konzipierte, narrativ unmissverständlich auf den Punkt inszenierte und von John Toll meditativ bebilderte Neo-Western-Hetzjagd quer durch die halbe Bürgernachkriegszeit. Mann gegen Mann, zwei Getriebene, zwei Traumatisierte, die von ihren eigenen Obsessionen angetrieben werden, der eine blind vor Vergeltung, der andere wahnsinnig vor Kälte, Hunger und Durst. Ein hasszerfressener Liam Neeson gegen einen verwahrlosten Pierce Brosnan aus schönsten Südkoreazeiten seines letzten James-Bond-Abenteuers. Zunächst operiert die in schneebedeckten Bergen verankerte Dezimierung Colonel Carvers (Neeson) angeworbener Crew aus skrupellosen Kopfgeldjägern jedweden Alters (interessant: Hayes, gespielt von Michael Wincott) durch Ex-Offizier Gideon (Brosnan), in die der Zuschauer ohne einleitenden Ballast blind hineingeworfen wird (Rückblendenfetzen charakterisieren durchgängig die Protagonisten), nach schematisch abgesteckten Genremechanismen maskuliner Survival-Thriller, wenn Blutstropfen eine verräterische Funktion erfüllen, wenn sich Gideon auf Bäumen versteckt, notdürftig versorgt, abwartet, Unterschlupf gewährt bekommt und mit Hilfe selbst gebastelter Fallen seine Gegner auf Distanz zu halten versucht. Ehe Regieneuling David Van Ancken danach höchst eigenwillig, aber zutiefst stimmig einen unkonventionelleren Weg beschreitet, den des Surrealen, halluzinatorischer Traumzustände, den der Metaphysik und faszinierende Nebenfiguren des Todes (Wes Studi, Anjelica Huston) zwischen dem großen Duell beider Kontrahenten installiert. Überaus hingebungsvoll gespieltes, psychologisches und geschickt geschriebenes Genreminimalhandwerk, nuanciert im Widerkäuen und Umdichten einschlägiger Westernmythen, gnadenlos im Ausloten körperlicher und geistiger Grenzerfahrungen.

7 | 10