Freitag, 12. Juni 2015

Serien: "Die Sopranos" - Staffel 3 [USA 2001]


[...] Dessen kleinkrimineller Sohn Jackie (Jason Cerbone), die gedeihende Liaison mit Meadow auf und neben dem College, dazu Tonys Sohn (Robert Iler), der an dem alles verwüstenden "Soprano-Gen" leidet – die Serie betätigt sich mittlerweile dort, wo sie den alttestamentarischen Tagesplan der Mafia als gegeben ansieht, um sich der Struktur in der Struktur hinzugeben. Die familiäre Situation verkompliziert sich, weil all' diese Kinder lernen, dass Tonys selbstbetrügerische Moral nicht ein festes Regelwerk erfüllt, sondern von Fall zu Fall, von Kultur zu Rasse, interpretiert wird. Onkel Juniors (Dominic Chianese) tränenerweichende Abschluss-Songperformance spricht hierbei die ideale Sprache, Emotionen als Abschirmung vor Argumenten zu missbrauchen. Gleichgerichtet zur melancholischen Schwermütigkeit (3×02: "Lebe wohl, kleine Livia") und eskalierenden Treffsicherheit (zum ersten Mal genehmigt sich "Die Sopranos" eine funktional doppelt verträumte Weihnachtsfolge), lässt es sich das Team um David Chase nicht nehmen, lakonisch den Ausfallschritt berechnend zu vollführen. "Verschollen im Schnee" (3×11), wahrscheinlich allergrößte "Die-Sopranos"-Unterhaltung, mag einen unglaublichen Witz erzählen. Zwei "Arschgeigen", die sich im Wald verlaufen haben, frieren, schlürfen Ketchup-Päckchen und jagen einen unsterblichen Killerrussen. Wie allerdings in dieser Stunde hochklassigen Temperaments eine archaische Machthierarchie auf ein Bild einer wärmenden Decke zusammenfällt (oder: eines tödlichen Durchfalls), nährt die grassierende Fragilität von unzeitgemäßen Rollenzuweisungen in der "Generation Universalfernbedienung".