Samstag, 18. August 2012

"Stay" [USA 2005]


Originell soll er sein, der "Stay". Nein. Das ist ungemütliches Egokino aus der Groschenoper und eine sinnwidrige Kunstausschlachtung bis zum allerletzten Tropfen, tapsend zwischen halluzinatorischer Wahrnehmungsaufschichtung und verschwurbeltem Warmduscher-Symbolismus in hemmungslos ekligen, verkünstelten Bildern, thematischen Endloswiederholungen (Rasiermessernarben!) und verwinkelten Motiven (sieh' an, die Wendeltreppe!). Aber was ist schon originell, wenn ein Typ keinen Ausweg findet und eine Kunstvorlesung durch ein Exit-Schild – um Gottes Willen, ist das Metapher! – vorzeitig verlässt. In "Lost Highway" gab's auch so was, aber "Lost Highway" hatte keine Codes, um Banales zu verschleiern, sondern formte eine gesamte Handlung aus Codes, den Zeichen und den zarten Gesten, dem Dazwischen. Marc Forster (der sich wahrscheinlich ganz schlau und toll fühlt) verflechtet in "Stay" die Codes, die Zooms, die rückwärtigen Zeitparadoxien und die Illusionsmaschinerien zu beinah schnittlosen Übergängen und so Kunstzeug, damit die Substanz der Handlung nicht offensichtlich durchschimmert, jene Klischees gleich mit, die eigentlich längst als Skelettüberreste im Mystery-Sand verbuddelt sein müssten: verstorbene Personen, die quicklebendig sind, Stimmen im Kopf, Geschehnisse, die passieren, bevor sie passiert sind, der seelisch lädierte Protagonist, dessen Geschichte eine andere ist, als jene, die er erzählt. Die psychopathologisch aufgeladene Geschichte einer Selbstmordverhinderung ist so profan und trotzdem derart aufgeblasen, dass sie es unmöglich macht, eine einzige ökonomische Einstellung für ein Funken an durchschlagender Beherrschtheit herauszurücken. Ziemlich Gähn und ziemlich unangenehm. Ab sofort Metapherverbot für Marc Foster. Und Ryan Gosling kann eh zuhause bleiben, beim depressiven Däumchendrehen ist er weit besser aufgehoben.

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