Freitag, 6. Februar 2015

"A Most Violent Year" [USA 2014]


[...] Fühlte sich Chandor in "Der große Crash – Margin Call" und "All is Lost" berufen, den Raum einzuengen, öffnet er ihn nun den Figuren horizontal. Buchstäblich entlastet und befreiend stiefelt, joggt, rennt Abel Morales (Oscar Isaac) ein New York ab, ein sepiaversifftes, verdorrt-öliges New York, das Rost ausblutet und an der existenziellen Demarkationslinie zwischen der diesseitigen Legalität und der jenseitigen Unrechtmäßigkeit Märkte befeuert, die Gewinne und Verluste einfahren. Das Rennen Morales' – er übernahm ein Heizöl-Fuhrunternehmen und befindet sich fortan in einem Kleinkrieg, in einem vielschichtigen Kräftemessen mit anderweitigen wirtschaftlichen Interessemachthabern – wird zur sinnstiftenden Metapher des Flüchtens vor jener Grenze, die mit seinem diplomatischen Idealverständnis nicht mehr verträglich ist, dem (illusorischen) Flüchten vor dem Öl, das sich nicht mit Blut vermischen soll. [...] J. C. Chandor winkt renommierte Vorbilder urban-epochaler Crime-Tragedys heran, obwohl er deren fiebrige Hitze skaliert. "Goodfellas", ja speziell "Goodfellas" – ein Körper, auf offener Straße abgeladen, ein erster Flirt mit der Regentschaft der sich entladenden Macht. Eine erste Szene, die uns in den Alltag eines Gewalt schaffenden Parallelsoziotops zieht. [...]


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