Freitag, 11. März 2016

"Sierra Charriba" / "Major Dundee" [USA 1965]


Hat Peckinpah nicht volle künstlerische Kontrolle über seine Projekte – herauskommt ein Sam-Peckinpah-Film wie "Sierra Charriba", hin- und hergerissen zwischen aufgezwungenen Studioanimositäten und individueller Handschrift. Als Unterbrechungen abhakender Verfolgungs-Kavalleriewestern in der Tradition von "Der weite Himmel" und "Schwarzer Falke" konkret verortbar, bedient sich "Sierra Charriba" einer schlichten dramaturgischen Logik: Ein berüchtigter Indianer wird durch feindliches Grenzland gejagt. In ihr, der quälenden, alle seelischen wie körperlichen Schwächen attackierenden Jagd, bündelt sich eine selbstzerstörerische Eigendynamik, heroisch gegen die eigene Niederlage zu reiten. Peckinpah hat sich seit jeher für sie interessiert, für die Ausgestoßenen, die Unersättlichen als Symbol der Ohnmacht des amerikanischen Kapitaldenkens, das zum Handeln gezwungene Proletariat und ihr Gewaltpotenzial. Wenn sich hier, in diesem Peckinpah-Film im Miniaturformat, ein von Rache zerfressener Major (Charlton Heston) und sein theoretisch längst am Galgen hängender Freundesfeind (Richard Harris) zusammenschließen und ein Herr voller Söldner in einer aussichtslosen Schlacht anführen, dann steckt dahinter ein Regisseur, der gehindert war, das zu Ende zu führen, was er begonnen hat, zum Thema zu machen. Senta Bergers in dieser Welt unangemessen blühende Schönheit und raue, versteinerte Landschaften, triste Zeugnisse untergegangener Zivilisierung, retten "Sierra Charriba", der ebenso kurzweilig wie holprig, in den Massenszenen nicht minder hölzern, Peckinpahs Bestimmung für Höheres, Persönlicheres betont.

5 | 10