Mittwoch, 19. November 2014

"Barton Fink" [USA, GB 1991]


[...] In welche Schublade [...] gehört dieser mysteriöse, irrsinnig selbstreflektorische Film weggeschlossen? Er verrät uns scharenweise cleveres Bekennerzeug über die zu schreibende Geschichte und deren abhängige Erzählhaltungen, die Glaubwürdiges, Sozialinteressiertes und Wahrhaftiges fabulieren, simplifizieren, weiterdenken; über den Schmerz, der ihr und dem Schöpfer innewohnt, ein ermattender Schmerz, den jeder kennt, der schreibt und flüchtet. Auch die Coens, gerade die. Ein autobiografisches Offenbarungsmanifest? Auch, aber für jeden. Mehr als eine schnittige, karikatureske Hollywood-Persiflage vertraut sich "Barton Fink" den Niederungen des gutherzigen, allgemeingültigen Menschendramas in einer künstlerischen und persönlichen Selbstdarstellung an, die an der Rezeption des Dagegenhaltens und des Festkrallens an Verpflichtungen den Teufel (John Goodman?) hereinbittet, während Barton Fink einsieht, dass er nicht der einzig Dumme ist – mit dem Barton-Fink-Gefühl, dem Feuerstrahl gestalterischer Energie, die Massen auf Kommando ins Kino zu geleiten. Joel und Ethan Coen hingegen haben dieses Gefühl auf Leinwand verewigt, obwohl sie dafür lediglich zu tippen brauchten, empfindlich, zaudernd. Dieses Gefühl, dass wir, wenn wir schreiben, fabulieren, simplifizieren, weiterdenken, uns erinnern müssen, an ein süßes Mädel mit Hut, an einen Sandstrand – und an die Wellen, die ihn schäumend umspülen.


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