Freitag, 29. April 2016

Serien: "Better Call Saul" - Staffel 2 [USA 2016]


Wir kennen Mike (Jonathan Banks), und Mike steckt in einer allzu vertrauten "Mike-Situation" im allzu vertrauten "Better-Call-Saul"-Modus: Er inspiziert mit einem Scharfschützengewehr eine Zielperson, ist gespannt, wartet, lauert. Denn vor der Zielperson verengt sich in ermüdender Schwerfälligkeit das Blickfeld, wird von einer zweiten Person fatal behindert. Die dramaturgische (Kaugummi-)Dehnung der erzählenden Zeit, sie war und ist ein Stilmerkmal dieser Serie. Wo sie bedächtig beschleunigt und, vor allem, bequem entschleunigt, im extrovertierten Fabulieren, geschieht nicht die geringste Regung – außer dass die Kontinuität der Gegenwärtigkeit ins Stocken gerät. Davon wissen Mike und Jimmy (Bob Odenkirk) genauestens Bescheid. Beide sind verdammt, unangepasst zu sein. Mike als grüblerischer Landstreicher, Jimmy als ausgeleerter Kaffeebecher, der nicht recht in seine Umwelt, in den Getränkehalter seines Autos, passen will. Um zu gewährleisten, dass die Welt um sie herum nach ihren Dogmen funktioniert, stellen sie persönliche (destruktive) Regeln auf, unfähig zu erkennen, dass alles um sie herum erlischt. Das Leben mag formbar sein, aber es kehrt stets zu seinen ursprünglichen Rahmenbedingungen zurück. Mike und Jimmy sind gezwungen, normal zu werden. "Better Call Saul" irrlichtert unverblümter durch bewährtes "Breaking-Bad"-Terrain, erzählt im zweiten Jahr fraglos aufwühlender eine hyperventilierende Anwaltsposse (samt fiebrigem Elektrizitätsgeflimmer) in einem knochenvertrockneten Crime-Thriller – "Im Zeichen des Bösen".

7 | 10