Freitag, 17. Juni 2016

"The Neon Demon" [F, DK, USA 2016]


Polierte Nicolas Winding Refn jemals etwas Anderes als Oberflächen? Getreu seinen Jutebeutel-Jüngern: "trotzdem Kult, verstehste!" "The Neon Demon" ist hochprozentiger Refn-Schnaps, besoffen von sich selbst. Er diskutiert, er postuliert die Schönheit, will sie illustrieren und gar eitel schaffen. Beispielhaft: Hauptdarstellerin Elle Fanning wird von einer Goldlackschicht überzogen, ätherisch gleiten Hände über ihren Hals, reiben in sanft-kreisenden Bewegungen die Quintessenz dieses Films gleich mit ein – irgendwie alles und irgendwie nichts, irgendwie steife Modesatire und irgendwie lähmende Dunkelkomödie über Haut und Haar. Refns in bester Manier sinnlicher Abstraktionsreigen zwischen der farbausschüttenden Geometrie von "Suspiria" (Dreiecke!) neigt zu, teilweise jedenfalls, fantastischen Formspielen. Das subtile Erzählen, die Form zu grundieren, war Refns Stärke gleichwohl nie. Deshalb bemüht sein Werk einem gleichermaßen seelenlosen Milieu zuarbeitende Dialoge, die ob ihrer verkrampften Trivialität abzubrechen drohen (über, zum Beispiel, Lippenstiftnamen). Nekrophilie, ein Auge auskotzen, blutiger Neid, doppelbödig selbstreflektierende Spiegel (sieh' an!). Das plakative Skandälchen umweht auch "The Neon Demon" ein bisschen gezwungen. Statt sich vom Plot zu befreien, exerziert ihn Refn knapp zwei endlose Stunden lang. Mehr als halbgar kritische Erzählallgemeinplätze kommen dabei nicht heraus. Erfreuen kann man sich nichtsdestotrotz an Keanu Reeves' brummiger Nichtexistenz und Christina Hendricks (immer sympathischem, immer latent erotischem) Dauervorbeischauen in derlei gelagerten Jutefilmen.  

5 | 10