Mittwoch, 12. März 2014

"Die Bücherdiebin" / "The Book Thief" [D, USA 2013]


[...] Der Film erzählt, und nicht nur das, von der heilenden Kraft der Imagination, einen klinisch Toten wiederzuerwecken. Verbotene, verbrannte Bücher klaut (borgt!) die titelgebende Liesel Memminger ("Saumensch" und Tochter einer Kommunistin), um sie einem bei ihr daheim versteckten Juden Max (Ben Schnetzer) vorzulesen. Zuvor (im Keller) selbst gelernt, Buchstaben zu (Fremd-)Wörtern zusammenzuziehen, müssen sich ihre Adoptiveltern Hubermann in einem Klima des Abschieds, Verrats und Lebensendes behaupten. Schlimm kann das alles jedoch gar nicht gewesen sein, wenn Literaturklassiker aus dem Giftschrank und unbekümmerte Akkordeonmusik abgeworfene Bomben übertönen, bevor der Bunker zum gemütlichen Plausch unter Leidensgenossen umfunktioniert wird und weiter fröhlich Fußball gespielt werden kann. Genau das sind die Szenen, Momente tiefster, verstörendster körperlicher Zuguckbelastungen, die hieraus entnommen worden sein könnten: aus einer Nico-Hofmann-Farce (deutsch), einer Bernd-Eichinger-Historienklamotte (deutsch) oder aus mit eigenen Geldern finanziertem RTL-Eventkino (furchtbar deutsch). Dass Deutschland tatsächlich an dieser Produktion beteiligt war, bedarf keiner Überraschung. Denn des Films Stil ist das Deutsche, Verklärende, Wärmende mitten in einer Wohlfühloase. (Es sei zusätzlich angemerkt, dass eine wüste Schneeballschlacht hierbei beste Unterhaltung ist. Aber das in einem Nazi-Film?) [...]


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