Mittwoch, 11. November 2015

"Die Mächte des Wahnsinns" / "John Carpenter's In the Mouth of Madness" [USA 1994]


[...] Die Suggestion scheint mächtig in Carpenters postmoderner Codierung des Genres, die Realität dagegen ebenso instabil wie anfällig für die Kräfte, die in ihr verdächtig schlummern. Trent spürt das – er muss sich fortdauernd rückbesinnen auf das, was sich entweder gegenwärtig abspielt oder fiktional weitersinniert wird. Ist er ein Mensch, dessen Bestimmung noch nicht festgeschrieben steht, oder eine Figur im literarischen Modellbaukasten reglementierter Aufgaben? Der Film schlafwandelt zwischen diesen beiden Polen [...], ist dabei jedoch vollkommen eins mit sich und einer Idee mehrerer Widerhaken, die raffiniert aufgesteckt werden. Am wunderlich-wunderbarsten ist "Die Mächte des Wahnsinns" andererseits in der Karikatur, in der reflexiven Übertreibung, in der mit spitzer Feder artikulierten Grenzüberschreitung, den Horror in seiner pädagogischen Steilvorlage von Schädlichkeit und Abstumpfung aufs Korn zu nehmen: Der Horrorfan und –konsument, Bestandteil einer sakrosankten und sektenartigen Klientel, eines anderen Mächteverhältnisses von oben eben, nimmt die Axt in die Hand und spaltet Schädel vor Bücherläden, die das neue und begierig erwartete Buch in zu geringen Beständen verkaufen. [...]


weiterlesen