Mittwoch, 8. August 2012

Die imposanten 7: Tarantino-Spielfilme

  #7 
 »RESERVOIR DOGS - WILDE HUNDE« 
»RESERVOIR DOGS« 
(USA 1992)


Hier sind eure Namen:
  • Mr. White (seriös wie Eiswasser)
  • Mr. Blonde (ironisch für deine idiotische Schießerei)
  • Mr. Orange (dein sonniges Gemüt)
  • Mr. Brown (klingt irgendwie wie Mr. Scheiße)
  • …und Mr. Pink (weil du 'ne Schwuchtel bist)
Quentin Tarantino lässt diese bunten Knallchargen so ausgiebig Kindergarten debattieren, dass sie nicht mehr zum Atmen kommen. Das gegenüber einem menschlichen Ohr keineswegs kompromissbereite Tarantino-Spielfilmdebüt, durch den popkulturellen Mixer gehäckselt. Ein existenzielles Verräterstöbern in den eigenen Reihen, das einer Tragödie entgegensteuert, in deren Höhepunkt jeder den anderen umbringt. Strukturelle Schwächen machen aus einem perfektionistischen Debüt (langweilig!) ein ehrliches Debüt mit Ecken und Kanten; und dem  Eddie (nett!).

Edit: Worin geht's in "Like a Virgin"?   

 #6  
»INGLOURIOUS BASTERDS«
(USA, D 2009)


Tarantinos pulpig-pfiffiger, leicht zerfaserter Geschichtsgag mit gezwungenem, aber gekonntem Authentizitätsfaschismus: Eine Weltkriegsfarce und ein Weltkriegsspaß, eine Weltkriegsschmonzette und eine Weltkriegsserviette, auf der in märchenhafter Elegie brutal-pointierte Episoden aus dem Leben überschwänglicher Monologapologeten serviert werden. Die Sprache ist gefährlicher als die Tat, der hochhackige Schuh gefährlicher als das Laufen in ihm, Schweiger ist ungefährlich, wenn er schweigt. Und Waltz walzt alles nieder – selbst den österreichischen Apfelstrudel. Appel an die Nazis: Ihr könnt die ganze Welt besiegen, allein, an der Macht den Kinos kommt ihr nicht vorbei! Dem HEILer Tarantino sei Dank. 

#5  
»KILL BILL - VOLUME 1« 
(USA 2003)


#4 
 »PULP FICTION«
(USA 1994)


pulp fiction /pʌlp/ fɪkʃn 1. Film, Kult, Kultfilmedelware.
2. Postmodernes, frei von der Leber gackerndes, ungezwungenes Tratschen eines Zitats aufs Zitat vom Zitat gegenüber dem Zitat hinten am Zitat quer übers Zitat vorbei. Ästhetisch hochwertige und moralisch minderwertige, in Dauerschleife gesprochene Anekdoten über den Sinnlosgehalt des Lebens in lispelfreier DVD- oder Blu-ray-Qualität. 

Hawaiian Cinema Dictionary
New Kahuna Edition 
(Herausgeber ist heute leider verhindert)

Beachte: Toiletten sind (S)scheiße (fürs Leben).

#3  
»DEATH PROOF - TODSICHER« 
»GRINDHOUSE: DEATH PROOF«
(USA 2007)


Dadurch, dass Tarantino der holden Weiblichkeit mit all' ihren F-Wörtern und XXL-Beinen Dialoge auf den Busen schreibt, könnten die Herren der Schöpfung den gewöhnungsbedürftigsten Film seiner Exzellenz vorfinden. Macht aber nichts. Hecheln und Schmachten ist auf jeden Fall drin, dazu die zum Extensions raufenden Schnittfehler, besserwisserisches Filmbescheidwissen und beschwingte Autostunts, so gewagt wie der Tanga aus der Jeans. Ein süffiger Partyfilm.

#2  
»KILL BILL - VOLUME 2«  
(USA 2004)


#1  
»JACKIE BROWN«
(USA 1997)


Ein Ausdruck von Liebe und von Kamerapoesie: Bobby Womacks "Across 110th Street" ist angesagt, dazu klebt die Kamera minutenlang an der Hauptdarstellerin. An Pam Griers elektrisierendem Gesicht, wie sie zügig den Flughafen überquert, um noch pünktlich zu ihrem unterbezahlten Job als Stewardess bei einem schäbigen, kleinen Flugunternehmen anzukommen. Tarantino scheint sich in diese Frau verliebt zu haben. Wen wundert's: Jackie Brown hat den Durchblick und schöne Augen. Sie weiß das Spiel auszuspielen, ihre Mitstreiter noch viel mehr. "Jackie Brown" aber wiederum, das ist ein zugekifftes, zugedröhntes Liebesgedicht an die Liebe des Regisseurs an seine Schauspielerin. Ein gereifter Tarantino; kuriose Zweierbeziehungen, spontaner Sex in der Küche und multiperspektivisches Einkaufen. Jede Geste sitzt, jede ist unverzichtbar, unbezahlbar, jede Geste musste da rein. Tarantino liebt Jackie Brown, ich liebe "Jackie Brown". Liebe: Das können nur Lieblingsfilme.